Feedback, das weiterhilft: Die richtigen Fragen an Testleser*innen

Beitragsbild mit dem Wort ‚Feedback‘ in Stempeloptik auf beigem Hintergrund. Darunter steht: ‚So stellst du die richtigen Fragen an deine Testleser*innen‘.

Viele Autor*innen holen sich vor dem Lektorat Rückmeldungen von Testleser*innen, einer Schreibgruppe oder befreundeten Leser*innen ein. Und das ist gut so.

Gerade im Selfpublishing, wo du als Autor*in nicht mit einem Verlagsteam arbeitest, ist der Austausch mit ersten Leser*innen Gold wert. Ein externer Blick kann helfen, blinde Flecken zu entdecken, Plot-Löcher aufzuspüren oder einzuschätzen, wie Figuren wirken. Aber: Das funktioniert nur, wenn die Rückmeldungen auch wirklich brauchbar sind.

Oft passiert das Gegenteil. Du bekommst viele Meinungen – aber keine Orientierung. Die Folge? Unsicherheit. Zweifel. Frust. Manchmal auch: komplette Überarbeitung eines eigentlich stimmigen Textes, nur weil einzelne Stimmen lauter oder bestimmter klangen als andere.

Dabei lässt sich das vermeiden. Der Schlüssel liegt in der Vorbereitung.


Warum Vorbereitung beim Feedback so wichtig ist

Testleser*innen sind keine Lektor*innen. Sie wissen meist nicht genau, worauf sie achten sollen. Manche lesen einfach drauflos, andere versuchen, „Fehler“ zu finden, weil sie denken, das wird von ihnen erwartet.

Das Problem: Du bekommst Rückmeldungen, die an deinem Textziel vorbeigehen. Besonders in Genretexten wie Krimi, Thriller, Fantasy oder Science-Fiction ist das heikel, weil Leser*innen ganz bestimmte Erwartungen mitbringen.

Vielleicht heißt es dann:

  • „Die Ermittlerin war mir zu gefühlig.“
  • „Der Magier hätte mehr Erklärungen gebraucht.“
  • „Das Worldbuilding war mir zu viel.“

Das kann alles interessant sein – oder dich komplett verunsichern. Vor allem, wenn du nicht weißt, wie solche Aussagen einzuordnen sind.


Klare Ziele führen zu klarem Feedback

Bevor du Fragen formulierst, frag dich selbst: Was will ich mit dem Feedback herausfinden?

  • Will ich wissen, ob die Spannung trägt?
  • Ob mein Protagonist / meine Protagonistin glaubwürdig handelt?
  • Ob der Perspektivwechsel funktioniert?
  • Ob das Setting logisch ist?
  • Ob das Ende überrascht oder unbefriedigt zurücklässt?

Je klarer deine Ziele sind, desto präziser kannst du die richtigen Fragen stellen – und desto eher bekommst du Rückmeldungen, die dich in deiner Überarbeitung wirklich weiterbringen.


Welche Fragen du stellen kannst – und warum sie helfen

Hier findest du eine Liste möglicher Fragen für dein Feedback-Briefing, abgestimmt auf typische Probleme und Stärke-Potenziale in Krimi, Thriller, Cosy Crime, Fantasy und Sci-Fi.

Einstieg & Spannung

  • Hat dich der Anfang sofort reingezogen?
  • Wenn nicht: Ab welchem Punkt warst du „drin“?
  • Gab es Längen im Mittelteil? Wenn ja: Wo?
  • Wann hattest du das Gefühl, wissen zu wollen, wie es weitergeht?
  • Gab es eine Szene, die du besonders spannend fandest?

Figuren & Dialoge

  • Welche Figur war dir besonders nah – und warum?
  • Gab es eine Figur, die dich genervt oder verwirrt hat?
  • Waren die Motive der Figuren für dich nachvollziehbar?
  • Haben sich die Figuren logisch verhalten?
  • Wie authentisch wirkten die Dialoge auf dich?

Welt & Setting

  • Konnte ich mir die Welt gut vorstellen? (besonders wichtig bei Fantasy/Science-Fiction)
  • War dir jederzeit klar, wo die Handlung spielt?
  • Hast du das Gefühl gehabt, einzutauchen?
  • War es zu viel Beschreibung oder genau richtig?

Logik & Nachvollziehbarkeit

  • Gab es Stellen, die für dich nicht logisch waren?
  • Haben die Wendungen Sinn ergeben?
  • Wurde zu viel erklärt oder zu wenig?
  • Gab es Infos, die sich widersprochen haben?

Emotionale Wirkung & Atmosphäre

  • An welchen Stellen hast du mitgefiebert oder mitgelitten?
  • Gab es Gänsehautmomente oder Überraschungen?
  • Hast du dich irgendwo gegruselt, geschmunzelt, geschockt gefühlt?

Stil & Sprache

  • Gab es Formulierungen, die dich gestört haben?
  • War dir der Text an irgendeiner Stelle zu flapsig, zu gestelzt oder zu schlicht?
  • Hast du Wiederholungen bemerkt?

Genre-Erwartung & Zielgruppe

  • Hattest du das Gefühl, einen typischen Krimi/Thriller/Cosy/Fantasy/Sci-Fi zu lesen?
  • Wurden deine Erwartungen als Leser*in erfüllt oder gebrochen?
  • Passt der Ton zur Geschichte und zum Genre?
  • Würdest du dieses Buch weiterempfehlen? Wenn ja, wem?

Mein Fazit:

Rückmeldungen sind Gold wert – aber nur, wenn sie in eine Richtung weisen, die zu deinem Buch passt.

Je klarer du deine Fragen formulierst, desto gezielter wird das Feedback – und desto leichter fällt es dir, zu erkennen, was davon für deinen Text wirklich relevant ist.


Vorschau auf Teil 2:

Im nächsten Beitrag geht es darum, wie du mit widersprüchlichem oder überforderndem Feedback umgehst. Was kannst du getrost ignorieren? Was solltest du ernst nehmen? Und wie findest du deine Linie zwischen vielen Stimmen?

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