
Self-Publishing bietet eine großartige Möglichkeit, dein Buch genau so zu veröffentlichen, wie du es dir vorstellst. Doch mit dieser Freiheit kommt auch eine große Verantwortung: Dein Manuskript sollte professionell, spannend und gut lesbar sein.
Viele Self-Publisher und Self-Publilsherinnen unterschätzen, wie wichtig eine sorgfältige Überarbeitung ist. Denn ein gutes Buch entsteht nicht nur durch eine starke Idee, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie sie erzählt wird. Hier sind die häufigsten Stolperfallen, die sich in Manuskripte einschleichen – und was du dagegen tun kannst.
1. Ungenaue Zielgruppenansprache
Jedes Buch hat eine Zielgruppe – aber nicht jede Geschichte trifft sie auch. Viele Autor:innen schreiben einfach drauflos, ohne sich vorher bewusst zu machen, für wen ihr Buch eigentlich gedacht ist.
Ein humorvoller Roman für Erwachsene sollte sich anders lesen als ein Kinderbuch, ein Cozy Crime hat eine andere Tonalität als ein harter Thriller. Stil, Sprache und Thema müssen zur Zielgruppe passen, sonst fühlen sich potenzielle Leser:innen nicht angesprochen oder verlieren das Interesse.
Um das zu vermeiden, solltest du dir frühzeitig überlegen, für wen dein Buch gedacht ist. Lies Bücher aus deiner Nische und analysiere, was sie ausmacht. Welche Erwartungen haben Lesende dieses Genres? Wie ist die Sprache gestaltet? Je klarer du dein Publikum definierst, desto gezielter kannst du es ansprechen.
2. Holprige Dialoge
Dialoge sind essenziell, um Figuren lebendig zu machen. Doch sie sind nicht einfach ein Abbild echter Gespräche, sondern müssen die Handlung vorantreiben und Charaktere authentisch wirken lassen.
Häufig wirken Dialoge steif oder zu konstruiert. Manche Figuren klingen übertrieben gehoben, andere sprechen in unnatürlich langen Sätzen. Besonders problematisch ist es, wenn alle Charaktere gleich klingen – dann verliert die Geschichte an Glaubwürdigkeit.
Ein einfacher Test: Lies deine Dialoge laut vor. Klingen sie natürlich? Unterscheiden sich die Stimmen der Figuren? Dialoge sollten nicht nur gesprochen werden, sondern auch zeigen, wie die Figuren ticken. Ihre Wortwahl, Satzlänge und Sprachgewohnheiten sollten ihre Persönlichkeit widerspiegeln.
3. Infodumping & überflüssige Erklärungen
Natürlich brauchen Lesende Informationen über die Welt, in der dein Buch spielt, oder über die Vorgeschichte der Figuren. Doch wenn du zu viele Details auf einmal lieferst, fühlt sich das an wie eine langweilige Lehrstunde – und reißt deine Leser und Leserinnen aus der Handlung.
Besonders häufig tritt dieses Problem in Fantasy- oder historischen Romanen auf. Anstatt die Lesenden die Welt mit der Figur zusammen entdecken zu lassen, präsentiert man ihnen zu Beginn lange Erklärungen über politische Verhältnisse, Stammbäume oder die Entstehungsgeschichte des Königreichs.
Besser ist es, Informationen nach und nach einfließen zu lassen – am besten in Szenen, in denen sie für die Handlung relevant sind. Nutze Dialoge und Handlungen, um Wissen organisch in die Geschichte einzubauen. Frage dich immer: Muss das JETZT erzählt werden, oder kann ich es später einbauen?
4. Unstimmige Perspektiven
Ein häufiger Fehler ist ein unbewusster Wechsel der Erzählperspektive innerhalb einer Szene. Das passiert oft unabsichtlich und führt dazu, dass Lesende sich nicht mehr sicher sind, durch wessen Augen sie die Geschichte erleben.
Stell dir vor, eine Szene wird aus Annas Sicht erzählt. Plötzlich liest der Leser einen Satz wie: „Tom beobachtete sie und fragte sich, ob sie ihn jemals bemerken würde.“ – Anna kann das nicht wissen! Das ist ein Perspektivbruch, der den Lesefluss stört.
Um das zu vermeiden, solltest du dich bewusst für eine Perspektive entscheiden und innerhalb einer Szene konsequent bleiben. Falls du verschiedene Sichtweisen nutzt, setze klare Absätze oder Kapiteltrennungen.
5. Zu viele Adjektive und Adverbien
Adjektive und Adverbien sind wertvolle Werkzeuge – aber in Maßen. Zu viele Beschreibungen können einen Text unnötig aufblähen und ihm die Dynamik nehmen.
Statt „Er lief schnell“ kann ein präziseres Verb wie „Er sprintete“ eine deutlichere Vorstellung vermitteln. Weniger ist oft mehr – ein gezielt eingesetztes starkes Wort kann eine ganze Reihe von schwächeren Wörtern ersetzen.
Überlege dir bei jeder Beschreibung, ob sie wirklich nötig ist oder ob du sie durch eine präzisere Formulierung ersetzen kannst. Adjektive sind nicht verboten, aber sie sollten bewusst gewählt werden.
6. Zu lange oder verschachtelte Sätze
Ein komplexer Satzbau kann eine Geschichte unlesbar machen. Wenn ein Satz mehrere Zeilen lang ist und am Ende keiner mehr weiß, wie er begonnen hat, leidet der Lesefluss.
Ein einfacher Test: Lies deinen Satz laut vor. Musst du zwischendurch Luft holen? Dann könnte er zu lang sein. Besonders bei actionreichen oder emotionalen Szenen sind kurze, prägnante Sätze oft wirkungsvoller.
Das bedeutet nicht, dass alle Sätze kurz sein müssen – eine gute Mischung aus kurzen und längeren Sätzen macht den Text lebendiger. Setze Punkte dort, wo du beim Sprechen pausieren würdest.
7. Charaktere ohne Tiefe
Eine Geschichte lebt von ihren Figuren. Wenn diese aber nur Funktionen in der Handlung erfüllen und keine eigenen Motivationen oder Konflikte haben, wirken sie flach und langweilig.
Ein Held, der keine Fehler macht, ist ebenso unglaubwürdig wie ein Bösewicht, der einfach nur „böse“ ist. Leser und Leserinnen lieben Charaktere mit Stärken und Schwächen, mit nachvollziehbaren Wünschen und Ängsten.
Überlege dir für jede Figur, was sie antreibt, welche Ängste sie hat und wie sie sich im Laufe der Geschichte verändert. Eine Figur, die sich im Laufe des Buches weiterentwickelt, bleibt viel länger im Gedächtnis.
8. Wiederholungen
Wiederholungen schleichen sich oft unbewusst in ein Manuskript ein. Manche Autoren und Autorinnen haben Lieblingswörter oder Satzstrukturen, die sie immer wieder verwenden, ohne es zu merken.
Hier hilft es, den eigenen Text eine Zeitlang ruhen zu lassen und ihn erst nach einem gewissen zeitlichen Abstand noch einmal zu lesen oder gezielt nach häufig verwendeten Wörtern zu suchen. Alternativ können Testlesende darauf hinweisen, wenn sich bestimmte Formulierungen zu oft wiederholen.
9. Fehlende Absätze und schlechte Struktur
Absätze machen einen Text leichter lesbar. Lange Fließtexte ohne Absätze können deine Leser und Leserinnen abschrecken und das Verständnis erschweren.
Besonders in Dialogen ist es wichtig, dass der Sprecherwechsel auch optisch erkennbar ist. Jeder neue Sprecher sollte eine eigene Zeile erhalten, um Verwirrung zu vermeiden.
Ein gut strukturierter Text sorgt dafür, dass Leser und Leserinnen sich schnell orientieren können und nicht mitten in einer Szene den Faden verlieren.
10. Langatmige oder vorhersehbare Enden
Das Ende eines Buches sollte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch manche Geschichten ziehen das Finale unnötig in die Länge oder enden vorhersehbar.
Eine gute Möglichkeit, ein starkes Ende zu schaffen, ist es, den Konflikt noch einmal klar aufzulösen, aber nicht jedes Detail auszuerklären. Lesende mögen es, wenn sie nach der letzten Seite noch nachdenken können.
Mein Extratipp: Ändere das Format deines Textes!
Du hast dein Manuskript schon zigmal gelesen, und trotzdem übersiehst du Fehler? Das liegt daran, dass dein Gehirn sich an die gewohnte Darstellung gewöhnt hat. Eine einfache, aber effektive Methode:
Drucke dein Manuskript aus oder ändere Schriftart, -größe und Zeilenabstand in deinem Schreibprogramm. Dadurch sieht der Text plötzlich anders aus – und Fehler, unklare Stellen oder Wiederholungen fallen dir eher auf.
Fazit
Ein gutes Manuskript entsteht nicht nur durch eine brillante Idee, sondern auch durch sorgfältige Überarbeitung. Achte auf diese typischen Stolperfallen, bevor du dein Buch veröffentlichst – deine Leser:innen werden es dir danken!
Welche dieser Fehler sind dir schon begegnet? Und hast du vielleicht noch weitere Tipps für ein gelungenes Manuskript? Ich freue mich auf deine Kommentare! 😊
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